Der Onepager als digitaler Auftritt: Vorteile, Nachteile, SEO

Wolfgang Müller

Wolfgang Müller

Websites, deren vollständiger Content auf einer einzigen URL platziert ist, heißen Onepager. Alle anderen Website-Typen bilden Content hierarchisch gegliedert ab, mit der Startseite (Homepage) als Hauptknoten, der über Menüs, Buttons oder Textlinks auf weitere Inhalte verweist. Die Vor- und Nachteile des Onepagers sind vielen nicht klar, die erstmals einen digitalen Auftritt planen. Insbesondere erkläre ich hier, warum der Onepager für alle, die ernsthaft SEO-Ziele verfolgen, in der Regel nicht ausreicht.

Zwei typische Einsatzgebiete für den Onepager

  • Zunächst wird er von großen Marken oder Veranstaltern genutzt, die im Rahmen einer Kampagne für ein spezifisches Produkt oder für einen spezifischen Slogan eine eigene Domain buchen. Der Onepager wird dabei vor allem als sogenannte „CPC-Landingpage“ genutzt. Das bedeutet, dass die Domain-URL als Ziel-URL für bezahlte Online-Werbemittel bestimmt wird, um gezielt Nutzerströme auf den Onepager umzuleiten.
  • Abseits davon ist der Onepager die simpelste Art eines digitalen Auftritts, den Solo-Selbstständige wie Coaches, Trainer, Künstler, Speaker oder Buchautoren nutzen können, um sich selbst zu inszenieren und in allen Facetten darzustellen. Es ist zudem die Darstellungsform im Web, die technisch auch von ambitionierten Laien schnell eingerichtet und ohne große Programmierkenntnisse umgesetzt werden kann.

Der Content, der für einen Onepager aufgebaut wird, folgt häufig demselben Muster:

  • Power-Words und Catchphrases im Titel
  • Starke, oft bewegte Bilder im Header
  • Call-to-Action (Button)
  • „Reason why“- bzw. Gap-Argumentation
  • Pointierte Angebotspräsentation
  • Testimonial-Stimmen und Referenzen
  • Aktuelle Projekte und Termine
  • Call-to-Action-Wiederholung
  • Kontaktdaten und Social Media Profil-Links im Footer

Die Zusammenstellung der Elemente zeigt deutlich, was der Onepager bewirken soll: Es geht um eine starke Inszenierung einer Person und der dargebotenen Leistungen. Es geht um knappe, verdichtete Botschaften, die sowohl stark anregend als auch stark bestätigend wirken sollen: Hier ist richtig was geboten // Warum Gruppe A, B oder C dringend benötigt, was hier zu sehen ist // Was hier zu sehen ist, hat auch schon andere Menschen begeistert // Wer hier schnell zugreift, nutzt eine Chance, die sich nicht oft im Leben bietet.

Der Vorteil: Durch klug geplante Botschaften viel Interesse erzeugen

Wem es gelingt, die beschriebene Dramaturgie auf einem Onepager überzeugend darzustellen, der kann viele Interessenten gewinnen. Die Voraussetzung dafür ist, die Waage halten zu können zwischen starken werblichen Botschaften und dem Gefühl, dass sich dahinter ein Angebot mit echter Substanz verbirgt. Und, was fast noch wichtiger ist: Die Frage muss geklärt sein, über welche Kanäle ein potenziell interessiertes Publikum auf den Onepager gelangen soll. Und hier rückt neben bezahlter Online-Werbung häufig SEO auf den Plan. Und genau hier bietet der Onepager oft zu wenig Spielraum.

Der Nachteil: Was der Onepager gut kann, ist für SEO oft das Falsche

Hinter SEO verbirgt sich die Idee, Nutzer für einen Webauftritt zu gewinnen, die von der beworbenen Marke noch nie etwas gehört haben. Ein Speaker, der über Künstliche Intelligenz referiert, möchte beispielsweise nicht nur mit seinem Vor- und Nachnamen gefunden werden, sondern auch über spezifische Suchen nach einem Vortragsredner zum Thema KI. Eine relevante Keyword-Kombination wäre „keynote speaker künstliche intelligenz“. Da viele Speaker auch als Autoren tätig sind, kommen auch Keyword-Kombinationen wie „ki buchautor“ infrage.

Aus SEO-Sicht muss der Content, der eine Chance auf hohe Rankings haben soll, exakt das Bedürfnis der Suchenden abbilden. Im Fall von „keynote speaker künstliche intelligenz“ würde das beispielsweise bedeuten:

  1. Title und Description der Page sollten die Suchintention abbilden und möglichst nah an der Suchphrase (und an Varianten dieser Keywords) orientiert sein.
  2. Überschriften und Textinhalte sollten nah an der Suchphrase orientiert sein und die Facetten der Suchintention abbilden, wie etwa die Frage, warum der Vortragsredner ein echter KI-Experte ist, welche Auftraggeber sich bereits für die Vorträge entschieden haben und welche aktuellen Strömungen in der KI-Debatte der Sprecher aufgreift.
  3. Bildmaterial, Gestaltungselemente und weiterführende Inhalte sollten im Kontext der Suchphrase „keynote speaker künstliche intelligenz“ Sinn ergeben und weitere Konzepte und Terme beinhalten, die zum Spektrum der KI-Debatte gehören.

Die Gegenüberstellung der Stärken des Onepagers und der SEO-Anforderungen macht es in diesem Beispiel sehr deutlich: Die im Licht der Suchphrase geforderte Ausführlichkeit und Kontextualität widerspricht formal und gestalterisch dem Power-Seller-Ansatz eines Onepagers.

Soll gleichzeitig eine weitere Suchphrase mit deutlich unterscheidbarer Nutzerintention wie „ki buchautor“ behandelt werden, bietet der Onepager dafür nicht mehr die nötigen Container – denn je URL kann eben nur ein Title, eine Description und eine H1-Hauptüberschrift vergeben werden.

Deckt der Speaker und Autor neben Nachhaltigkeit noch weitere Sachgebiete ab, ist es de facto unmöglich, mit dem Onepager ans SEO-Ziel zu gelangen. Denn Suchmaschinen würdigen nur solche URLs, deren Inhalte voll auf eine Nutzerabsicht gemünzt werden können, die sich wiederum in einem thematisch klar abgegrenzten Suchphrasen-Bündel bzw. Keyword-Cluster ausdrückt.

Fazit: Wer SEO will, braucht anderen Content, als ein Onepager tragen sollte

Starke Personenmarken rechtfertigen eine starke Inszenierung – und die Idee eines Onepagers ist es, eine solche Inszenierung zu leisten. Wer jedoch obendrein SEO nutzen will, um auf sich aufmerksam zu machen, muss in aller Regel die Grenzen des Onepagers sprengen und weitere URLs und Inhalte aufbauen.

Neben der heroisch gestalteten Startseite gibt es dann speziell SEO-orientierte Unterseiten, die dazu dienen, die thematischen Facetten der Personenmarke in der Tiefe zu entwickeln – mit einer gründlichen Analyse des Suchverhaltens und des Content-Wettbewerbs als Basis für das Content Marketing.

Als Entscheidungshilfe dienen außerdem strategische Überlegungen wie beispielsweise die Opportunitätskosten einer rein über bezahlte Anzeigen finanzierten Selbstvermarktung. Häufig ist SEO eine anfänglich hohe Investition, die sich jedoch über die Zeit bezahlt macht.

Wichtig ist es, eine Content-Strategie zu entwickeln und jeden Erfolg zu messen. Zum vollen SEO-Aufgabenspektrum gehört neben einer technisch sauberen Website auch der Aufbau von Backlinks, Erwähnungen (Mentions) und von weiteren Signalen, die Suchmaschinen als Vertrauensbeweise werten.

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Welche Signale für SEO-Erfolge relevant und gestaltbar sind, wie eine Content-Strategie im Einzelfall aussehen kann und wie digital angebahnte Erfolge gemessen werden können, das sind Themen, für die DOCTOR HUB Online Marketing ein geeigneter Helfer ist: Als Website-Gestalter, SEO-Coach, Content-Strategie-Entwickler und Projektbegleiter für außergewöhnliche und starke Personenmarken im Netz.

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